Erlernte Hilflosigkeit – Wenn du alles richtig machst und trotzdem innerlich zusammenbrichst
Fallbeispiel: Wie erlernte Hilflosigkeit dein Nervensystem blockiert (und wie du es erkennst)
Die Angst von heute hat ihre Wurzeln im Gestern
Heute möchte ich dich mitnehmen in ein Fallbeispiel aus meinem Nervensystem Coaching, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, wie erlernte Hilflosigkeit tief in unserem Körper gespeichert bleibt – und uns gerade dann aus der Bahn wirft, wenn wir scheinbar alles im Griff haben.
Eine Klientin kam – pünktlich zur Vatazeit* – sehr aufgewühlt mit folgender Thematik in die Session: Sie stand beruflich sehr unter Anspannung, da sie Host für eine in Kürze stattfindende Veranstaltungsreihe war.
Ihre Worte:
»In meinem Kopf rasen die Gedanken. Ich fühle mich wie ein kopfloses Huhn. Ich habe totale Angst zu versagen – obwohl rein rational betrachtet alles gut ist. Mein Job macht mir Spaß, mein Umfeld ist zufrieden. Aber ich kann nicht mal mehr an die Veranstaltung denken, ohne innerlich zu erstarren. Es fühlt sich an, als hätte ich die Kontrolle verloren. Als ob alles über mich hinwegrollt, ohne dass ich noch eingreifen kann.«
Trotz positiver Rahmenbedingungen und intensiver Vorbereitung war ihr Nervensystem im Dauerstressmodus. Schlaflosigkeit, Anspannung und emotionale Überforderung bestimmten ihren Alltag. Selbst bewährte Tools aus dem Coaching halfen nicht mehr – ihr System war in einem alten Überlebensmuster gefangen.
*Vatazeit kommt aus dem Ayurveda und meint u. a. die Zeit des Herbstes. Sie ist besonders von dynamischen und trockenen Komponenten geprägt. Viele Menschen bemerken dass daran, dass die Gedanken noch ein bisschen schneller kreisen oder weil sie noch anfälliger für Stress sind.
Überlebensmodus – oder die unsichtbare Falle: Erlernte Hilflosigkeit
Was hier wirksam war, war nicht nur Lampenfieber oder klassische Nervosität. Es war ein innerer Zustand von erlernter Hilflosigkeit. Dieses Phänomen beschreibt die Erfahrung, dass wir – trotz Anstrengung – keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. Ein Zustand, den viele aus ihrer Kindheit oder belastenden Lebensphasen kennen, oft ohne es zu merken.
Unser Nervensystem erinnert sich: Wenn wir früher gelernt haben, dass es egal ist, wie sehr wir kämpfen oder uns anstrengen, weil sich nichts verändert, speichern wir diese Erfahrung körperlich ab. Auch Jahrzehnte später reicht dann ein winziger Auslöser – wie eine Verantwortung oder Herausforderung – und wir erleben einen inneren Kontrollverlust. Die Folge:
Wir funktionieren äußerlich,
aber innerlich erleben wir eine Ohnmacht – vergleichbar mit einem Nervensystem im Freeze-Zustand.
Unser Verstand sagt: »Du schaffst das.«
Aber unser Körper ruft: »Gefahr! Lauf weg, wenn du noch kannst – oder erstarr!«
Diese Diskrepanz zwischen äußerer Sicherheit und innerer Not ist typisch für erlernte Hilflosigkeit – und ein häufig übersehener Grund, warum Frauen in ihrer Entwicklung stagnieren, obwohl sie »alles richtig« machen.
Selbstcheck: Könnte erlernte Hilflosigkeit auch in dir wirken?
Nimm dir einen Moment Zeit und schau ehrlich hin:
Trifft eines oder mehrere dieser Gefühle oder Gedanken auf dich zu?
»Ich weiß gar nicht mehr, wo ich anfangen soll – es fühlt sich alles zu viel an.«
»Ich strenge mich so sehr an, aber irgendwie komme ich trotzdem nicht weiter.«
»Es ist, als würde mich etwas festhalten, obwohl ich eigentlich losgehen will.«
»Ich habe Angst, Fehler zu machen – also mache ich lieber gar nichts.«
»Ich kann das eh nicht beeinflussen, also warum sollte ich es versuchen?«
»Sobald ich Verantwortung übernehmen muss, bekomme ich Druck im Brustkorb oder fühle mich wie gelähmt.«
»Andere kriegen ihr Leben hin – ich bin einfach nicht so belastbar.«
»Ich kann nicht erklären, warum ich mich so machtlos fühle – es ist einfach da.«
👉 Wenn du dich in mehreren dieser Aussagen wieder erkennst, kann es sein, dass dein Nervensystem nicht aus dem Jetzt, sondern aus alten Erfahrungen heraus reagiert. Wichtig ist hier zu wissen: Du bist nicht falsch – du bist konditioniert. Und das ist veränderbar.
Warum es so wichtig ist, das zu erkennen ‼️
Erlernte Hilflosigkeit ist kein »Denkfehler«, den man sich einfach ausreden kann.
Sie ist ein körperlich verankertes Muster, das dein Nervensystem in einem Zustand der Überforderung und Erstarrung festhält – selbst dann, wenn du heute sicher und fähig bist.
Das zu erkennen, ist der erste Schritt zurück in deine Handlungsfähigkeit.
Nicht durch noch mehr Disziplin. Sondern durch Selbstmitgefühl, Körperbewusstsein und ein tieferes Verständnis für dein inneres System.
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wo du wirklich festhängst
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In welchem Zustand dein System überwiegend festhängt – Übererregung (Fight/Flight) oder Erstarrung (Freeze/Shutdown)
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Erlernte Hilflosigkeit ist ein Warnsignal aus der Tiefe
Wir stiegen direkt in die Körperwahrnehmung ein – und sofort kamen starke Emotionen hoch. Sie kämpfte gegen Tränen an, schämte sich, »wegen so einer Kleinigkeit« aus der Fassung zu geraten. Doch hinter ihrer Unruhe lag etwas Tieferes: Sie sprach von überwältigender Hilflosigkeit und dies ließ mich aufhorchen.
Hilflosigkeit ist eins der Gefühle, die wir ganz oft unterschätzen, weil wir sie im Erwachsenenalter oft in scheinbar banalen Situationen antreffen. Hier versuchen wir sofort dagegen anzugehen. Denn Hilflosigkeit ist so ein großes, so ein überwältigendes Gefühl, dass wir selten die Kapazität haben, sie in den wirklich traumatischen Situationen durchleben zu können. Vielmehr versucht unser Unterbewusstsein durch das Zulassen »harmloserer« Trigger Schritt für Schritt zu heilen.
Was genau ich damit meine und wie so ein Prozess aussieht, beschreibe ich in folgendem Artikel:
https://www.stefanieaurich.de/blog/innere-blockaden-loesen
Hilflosigkeit ist somit eines der am meisten unterschätzten Gefühle – gerade, weil es sich oft in scheinbar unwichtigen Momenten zeigt. Doch unser Nervensystem ist kein rationaler Ort. Es erinnert sich nicht an Fakten, sondern an Zustände.
Deshalb reagiert es oft auf heutige Trigger mit alten Überlebensstrategien: Angriff, Flucht oder Erstarrung. Wenn sich diese Reaktionen wie aus dem Nichts über uns legen, sprechen wir oft von erlernter Hilflosigkeit: einem inneren Zustand, in dem wir nicht (mehr) glauben, Einfluss auf das Geschehen zu haben.
Das innere Kind in der Leistungsschleife
Im Fall meiner Klientin zeigte sich schnell, dass ihre Reaktion mit der aktuellen Situation wenig zu tun hatte. Vielmehr erinnerte ihr Nervensystem sich an früher: Sie wuchs in einem Umfeld auf, in dem sie nur dann gesehen wurde, wenn sie besondere Leistungen erbrachte.
Gute Noten, sportliche Erfolge, Auftritte vor Publikum – all das wurde gelobt. Doch irgendwann reichte selbst das nicht mehr aus, um Anerkennung zu bekommen. Das Erleben: Ich kann machen, was ich will – es ist nie genug. Ich werde nicht gesehen.
Diese kindliche Ohnmacht war zu groß, um sie damals zu durchfühlen. Also wurde sie abgespeichert – und meldete sich nun in einer Situation zurück, in der sie wieder das Gefühl hatte, nichts mehr unter Kontrolle zu haben.
Erlernte Hilflosigkeit: Wenn das System dichtmacht
Erlernte Hilflosigkeit entsteht, wenn wir wiederholt erleben, dass unsere Handlungen keinen Unterschied machen. Unser Nervensystem lernt: Es lohnt sich nicht, aktiv zu werden – es hilft ja doch nichts.
Diese innere Haltung lähmt. Und sie führt dazu, dass wir nicht mehr auf unsere eigenen Ressourcen zugreifen können – selbst wenn sie längst da sind. Wir haben einfach keinen Zugang zu diesen Ressourcen – so als wäre die Bahnlinie inaktiv.
Im Coaching durfte meine Klientin diesem alten Gefühl endlich Raum geben. Sie ließ ihre Traurigkeit zu, ihre Tränen, ihre Wut. Und schon das ehrliche Daseinlassen brachte erste Entlastung.
Selbstmitgefühl statt Selbstkritik: Wie echte Veränderung beginnt
Auffällig war: Zu Beginn sprach meine Klientin sehr hart über sich.
Sätze wie:
»Ich muss mich jetzt zusammenreißen!«,
»Warum krieg ich das nicht auf die Reihe – alle anderen schaffen das doch auch!«,
»Ich bin einfach zu sensibel.«
Doch so wie kein Kind durch Druck und Kritik aufblüht, so heilt auch kein Nervensystem durch Selbstverurteilung. Unsere inneren Anteile – egal wie alt oder verletzt – brauchen das Gleiche wie jedes echte Kind: Gesehen werden, verstanden werden, mitfühlend begleitet werden.
Kritik und innere Härte – selbst wenn sie von uns selbst kommen – lösen in unserem Nervensystem Alarm aus. Die Folge: Schutzreaktionen wie Erstarrung, Angst oder Fluchtimpulse.
Empathie hingegen signalisiert Sicherheit. Und nur in einem sicheren inneren Raum kann echte Veränderung stattfinden.
Erlernte Hilflosigkeit überwinden beginnt mit einer Haltung
Die gute Nachricht: Wir müssen uns nicht »zusammenreißen«, um stabil zu werden. Wir dürfen weich werden, ehrlich sein und aufhören, gegen uns selbst zu kämpfen. Wenn wir lernen, uns mitfühlend zu begegnen – auch in unserer Hilflosigkeit – beginnen wir, neue Erfahrungen zu machen.
Und genau dann schreibt sich unser Nervensystem um.
Nicht durch Willenskraft. Sondern durch Verbindung. Und plötzlich ist die Bahnlinie wieder befahrbar. Wir können auf unsere Ressourcen zurück greifen und uns in Situationen wie diesen liebevoll halten – liebevoll, weich und präsent, statt noch mehr von uns zu fordern.
Meine Klientin ist auf diesem Weg. Und ich darf sie begleiten – Schritt für Schritt. Ich bin voller Vorfreude, was sich für sie noch alles lösen darf.
Und du?
Kennst du dieses Gefühl, innerlich zu fliehen oder in den Widerstand zu gehen, sobald es unangenehm wird?
Merkst du, wie viel Energie es dich kostet, diesen alten Mustern weiter zu folgen?
Vielleicht ist jetzt der richtige Moment, dich wirklich tiefer mit deinem Nervensystem zu beschäftigen.
Denn: Diese unbewussten Muster lassen sich verändern – wenn du weißt, wie dein Nervensystem funktioniert und was es wirklich braucht, um sich sicher zu fühlen.
In meinem 10-Wochen-Kurs »Nervensystem Neustart« lernst du genau das.
Wir tauchen gemeinsam in dein Nervensystem ein, identifizieren deine Stressmuster und entwickeln eine individuelle Strategie, wie du Schritt für Schritt zurück in deine Kraft kommst – nachhaltig und alltagstauglich.
So erfährst du als Erste, wann die nächste Runde startet – und sicherst dir exklusive Boni.
Teile diesen Artikel mit Freunden, Bekannten oder in sozialen Netzwerken, die vielleicht auch Unterstützung brauchen, um ihr Nervensystem zu regulieren. Gemeinsam können wir Wege finden, um den ständigen Stress zu überwinden und zu mehr innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu gelangen.
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